Reisen in Westafrika - Durch Franzoesisch-Kongo Corisco und Kamerun 1895 by Mary Henrietta Kingsley
Autor:Mary Henrietta Kingsley
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Edition Erdmann in der marixverlag GmbH
veröffentlicht: 2014-01-23T05:00:00+00:00
KAPITEL IX
Von Esoon nach Agonjo
Worin die Reisende die Schönheiten des Weges von Esoon nach N’dorko beschreibt und über die örtlichen Sümpfe berichtet.
Unser nächster Zwischenstopp war Esoon. Der Ort empfing uns mit dem üblichen Tumult, im Übrigen jedoch recht höflich. Die Dorfbewohner machten sich bei mir außerordentlich beliebt, weil sie den Rembwé tatsächlich kannten, anstatt wie ich es aus den anderen Dörfern kannte, bloß mit erhobenen Armen in alle Richtungen zu wedeln und zu verkünden: »Weit, weit. Viele schlechte Leute leben für diese Richtung.« Natürlich berichteten auch sie über irgendwelche schlimmen Menschen, aber bezüglich des moralischen Charakters neuer Bekanntschaften war ich inzwischen recht kaltschnäuzig. In Sachen mörderischer Schuftigkeit, da war ich mir sicher, hatte sich so manche meiner Bekanntschaften bei den Fang eine Menge zuschulden kommen lassen, ebenso wie einige meiner eigenen Leute. Doch mir gegenüber benahm sich jeder Einzelne ordentlich. Die Bewohner Esoons gaben mir zu verstehen, dass von all den Sodoms und Gomorrhas der Gegend dieser Ort namens Egaja mit Sicherheit der schlimmste sei. Man könne sich kaum vorstellen, wie wir es geschafft hatten, von dort zu ihnen zu kommen. Und doch hatte Egaja uns zuvorkommend behandelt.
Doch ich interessierte mich weniger für die Meinung der Esooner über den Teil des Landes, den wir bereits überlebt hatten – natürlich mit Ausnahme einiger Details über die kriminelle Karriere meines Freundes Häuptling Blau-Hut von Egaja – als für Informationen bezüglich des noch vor uns liegenden Landesteils auf dem Weg zum Großen Fluss, womit nun nicht länger der Ogowé, sondern der Rembwé gemeint war. Mein Ziel war eine von Hatton & Cooksons Subfaktoreien dort, doch – ganz unter uns – ich wusste genauso wenig, an welchem Ort sich diese Faktorei genau befand, wie ein Internatskindergarten im heimischen England dies wüsste. Ich hatte diese Tatsache nicht weiter erwähnt und so, wie ich meine Nachforschungen über den kürzesten Weg anstellte, könnte ein zufälliger Beobachter den Eindruck gewonnen haben, ich hätte in jener Faktorei meine Jugend verbracht. Ganz Esoon schüttelte den Kopf. Ja, es sei nah. Aber es sei dennoch unmöglich, »Ugumas Faktorei« zu erreichen. – »Warum?« – »Blutkrieg auf dem Weg.«
Ich erklärte, es handele sich nicht um meinen Krieg. Darauf erwiderte Esoon geschlossen, das nächste Dorf entlang der Straße sei so widerlich heruntergekommen, dass seine Einwohner tagsüber mit Gewehren auf der Lauer lägen und sofort auf jeden schössen, der den Pfad von Esoon herauf käme. Nachts würden sie Schnüre mit Glöckchen über den Weg spannen und schießen, sobald diese läuteten. Niemand sei getötet worden, seit die ersten Esooner aus großer Distanz beschossen worden waren, weil seitdem niemand den Weg genommen habe. Jedoch hätten Männer, die nachts im Busch waren, gehört, wie das komplette Nachbardorf sich auf den Pfad stürzte, als Wildtiere die Glöckchen auslösten. Dieser Weg war ganz offensichtlich noch immer recht gesundheitsgefährdend.
Der Herzog war, wie ich schon ausgeführt habe, ein sehr couragierter Zeitgenosse und immer bereit, sich auf jedes Unternehmen einzulassen. Er schlug vor, ich solle – alleine – vorausgehen, rund anderthalb Kilometer vor den anderen. Dann schössen die Bewohner des Nachbardorfs vielleicht nicht sofort, sofern sie in mir rechtzeitig den komischen Kauz erkennen würden, der ich ja sei.
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